So funktioniert der Schauspielunterricht

Hey ihr Lieben,

bevor ich meine Ausbildung begonnen habe, war der Begriff “Schauspielern”/”Schauspielen” natürlich kein Fremdwort für mich.
Doch bis dahin habe ich überwiegend nur als Zuschauer das Schauspiel-Resultat auf der Bühne gesehen und nicht den Weg dorthin – also die Vorarbeiten, die Rollenverteilung oder die Proben etc. – kennengelernt bzw. miterlebt.

Nun jedoch zurück zur Stage School: Wie gestaltet sich hier eine Schauspielstunde?!

Natürlich ist dies von Dozent zu Dozent unterschiedlich, aber ich spreche an dieser Stelle ja auch nur aus meiner Erfahrung.

Aufwärmen

Um gut Schauspielen zu können, ist das Spüren seines gesamten Körper und das Fühlen seiner Stimme im Körper nicht nur wichtig, sondern Grundvoraussetzung. Es ist vergleichbar mit dem ganzheitlichen Aufwärm- und Mobilisierungstraining vor dem Sport(-Unterricht).
Auch beim Schauspielunterricht beginnt eine Stunde beispielsweise mit unterschiedlichen Reaktions- oder Sprachspielen. z.B:

  • Geschwindigkeitsspiel: Bei diesem Spiel ruft der Dozent Zahlen von eins bis sechs in den Raum. Jede Zahl stellt ein unterschiedliches Lauftempo dar, in dem man sich durch den Raum bewegen soll. Eins ist sehr langsam und sechs sehr schnell.
    Ziel dieses Spiels ist es, die Wendigkeit zu schulen und die räumliche Wahrnehmung zu stärken.
  • Namenstick: Dies ist eine Art Fangspiel, bei dem man den Namen eines anderen Mitspielers ruft, sobald man vom Fänger gejagt wird. Der Gerufene wird dann automatisch zum neuen Fänger. Sollte man vom Fänger abgschlagen werden – ohne vorher reagiert zu haben, d.h.  ohne einen Namen gerufen zu haben, wird man umgehend zum neuen Fänger.
  • Assoziationskette: Hierbei hat ein Mitspieler einen Ball und läuft durch den Raum. Sobald er stehen bleibt, müssen alle Mitspieler auch stehen bleiben.
    Nun wird der Ball zu einem Mitspieler geworfen, wobei dieser während des Wurfes ein Wort  vorgibt, wie z.B. “Apfel”. Der Fänger muss nun blitzschnell den Ball zu einer anderen Person werfen und dabei aber assoziativ auf das vorausgegangene Wort reagieren, z.B. Apfel-Baum….
    So setzt sich die Assoziationskette bis zum letzten Mitspieler fort. Seine Aufgabe ist es, die Assoziationskette umgekehrt, d.h. unter Einhaltung der vorherigen Reihenfolge rückwärts zu starten. Dabei wird natürlich auch das Assoziieren fortgesetzt…- also Achtung!!
  • Zick, Boing, Wusch: Dies ist ein Klatschspiel, bei dem hauptsächlich die eigene Reaktionsschnelligkeit gefragt ist.
    Alle Mitspieler stellen sich in einem Kreis so auf, dass sie mit den Händen Klatschimpulse an den Nachbarn, der rechts oder links von ihnen steht, weitergeben können. Sobald jemand einen Klatschimpuls von seinem Nachbarn erhalten hat, “untermauert” er diesen entsprechend der Klatschrichtung mit dem Wort “Zick” (Klatschimpuls nach links) oder “Boing” (Klatschimpuls nach rechts).
    Weitere Schwierigkeitsgrade kommen nach und nach hinzu. Hierzu zählen z.B. das Ducken, um dem Klatschimpuls auszuweichen oder das Weitergeben des Impulses durch den Raum mit dem Wort “Wusch”.

Geschwindigkeitsspiel


Auf diese Weise horcht man spielerisch in seinen Körper hinein und sorgt durch Fantasiespiele dafür, dass ein gewisser “Flow” in der Gruppe und in einem selber entsteht. Mit anderen Worten: Ziel ist es, sein Blut in Wallung zu bringen.

Mittelteil/Schluss
Der Ablauf und die Durchführung einer jeden Schauspielstunde sind NIE identisch, sondern verändern sich schon alleine durch die einzelnen thematischen Aspekte oder gar Nuancen, die man gerade bearbeitet.
Zum Beispiel ist es ein großer Unterscheid, ob wir an einzelnen Szenen arbeiten oder Monologe bearbeiten. Jeder einzelne Aspekt ist plötzlich beim Schauspielern nicht nur wichtig, sondern führt zu Veränderungen und hat somit seine “eigene Daseinsberechtigung” – und nicht zu vergessen: jeder Dozent bedient sich einer anderen Herangehensweise.
Dennoch sind die grundlegenden Dinge und Intentionen – sozusagen das “Basiswerkzeug für den eigenen Schauspielkoffer” – überall und immer sehr identisch. Wie ein “roter Faden” zieht sich das oberste Gebot, authentisch zu sein, durch den Schauspielunterricht. Außerdem lernt man, flexibel auf seine Außenwelt zu reagieren und wenn es verlangt wird, situationsangemessen zu agieren und zu interagieren.
In der Gruppe schaut man sich natürlich regelmäßig die erarbeiteten Schauspielszenen der anderen an und wird im Rahmen der Überarbeitung automatisch Teil des agierenden Schauspielteams.

Hierbei handelt es sich beispielsweise um die:

  • Improvisationsarbeit
  • Geschwindigkeitsszenen Erarbeitung.
  • Arbeiten mit Requisiten
  • Arbeiten mit Szenen
Meine Schauspiellektüre für unseren Schauspielabend


Beim Aufwärmen sowie beim Mittelteil arbeiten alle wichtigen Komponenten dicht miteinander.
Hierbei wird die Aufmerksamkeit geschult und die Durchlässigkeit für neue Außeneindrücke und vor allem die Wendigkeit zu agieren und zu interagieren.

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