Rivalität-Wahrheit oder Mythos?!
Schon vor Beginn meiner Ausbildung an der Stage School habe ich mich gefragt, ob nicht nur im Film, sondern auch im wahren Leben Rivalitäten und Lästereien auf der Tagesordnung einer künstlerischen Ausbildung stehen.
Schließlich hört man von den verschiedensten Seiten: „Man gönnt sich nichts auf der Bühne!“ und „Jeder möchte im Mittelpunkt stehen- koste es, was es wolle!“
Diese Befürchtung hatten zu Ausbildungsbeginn auch viele meiner Mitschüler. Sie konnten für sich nicht einordnen und einschätzen, wie die Leute hier wohl sind, welche Allüren und Verhaltensweisen sie „an den Tag legen“ (würden). Dies schürte bei vielen die Angst, alle seien egoistisch oder gar abgehoben.
Rückblickend auf meine bisherige Zeit an der Stage School kann ich nur sagen: „In meinen Augen ein Mythos!“
Mitstreiter oder Mitspieler?
Ich denke, es wird immer Leute geben, die ihre Nase zu weit gen Himmel strecken, aber jeder wird mir Recht geben, dass es diese Menschen in allen Berufssparten und Lebenslagen gibt.
Wer sich bewusst für eine Ausbildung im Bereich Tanz, Gesang und Schauspiel entschieden hat, der wird diese nicht gewählt haben, um einen großen Bogen um Bühne samt Publikum zu machen, sondern um in naher Zukunft dem Reiz „erliegen“ zu dürfen, „Bühnenluft“ zu schnuppern, in eine andere Rolle schlüpfen und mal den Schwall von warmem Rampenlicht auf der Haut spüren zu können.
Egal für welches Berufsfeld man sich entscheidet, überall wird es Mitstreiter geben. So natürlich auch bei uns. Jedoch möchte ich in diesem Zusammenhang nicht von Mitstreitern sprechen, da dieser Begriff – bezogen auf die Stage School – zu hart, zu wertend und eher aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen unpassend ist.
Für mich sind es vielmehr Mitspieler und Freunde.
Schließlich planen wir gemeinsam Projekte, setzen Ideen gemeinsam um, (schau)spiele(r)n gemeinsam …- Dinge und Vorhaben, bei denen man im Alleingang nicht weit käme.
Natürlich verlaufen auch bei uns die Schultage nicht „5-Sterne-bilderbuchmäßig“, sondern nach 10 Stunden ständigem „Aufeinanderhocken“ fallen auch mal schnippische Bemerkungen oder verletzende Kommentare. Doch meist – und das kommt aus tiefstem Herzen – ist man umgeben von einer unglaublichen Herzensgüte und Liebe.
Die ersten eigenen Bühnenprojekte!

Dies habe ich vor ein paar Wochen selber erfahren dürfen, als ich bei einem Projekt einer Freundin, in dem es um Gleichheit zwischen Menschen und der Liebe zueinander ging, mitgewirkt habe.
Gemeinsam haben wir den Song ,,Imagine’’ einstudiert und diesen in Verbindung mit Zeichensprache auf der Bühne dargestellt.
Im Vorfeld hatten wir uns bewusst für die Verwendung verbaler und nonverbaler Sprache entschieden, da wir mit dem Projekt ein Zeichen setzen wollten, dass alle Menschen gleichwertig sind.
Während der gesamten Proben haben wir auf einer vertrauensvollen Ebene miteinander gearbeitet, uns an den Händen gefasst, über die Intention des Songs und dessen Bedeutung für uns selbst gesprochen.
Es entstand eine tiefe Verbundenheit, die wie ein Schleier über uns allen lag und uns verband. Es war einfach gesagt: großartig!!!!!
Untereinander „herrscht“ ein großes gegenseitiges Verständnis und man unterstützt einander viel. Anfänglich hätte ich dieses besondere soziale Miteinander in meinen kühnsten Träumen weder erhofft noch erwartet.
Der reale Rivale!

In einer Ausbildung wie dieser ist man ununterbrochen mit seinen eigenen Gefühlen und Emotionen beschäftigt. Dabei wird einem absolut klar, dass der größte Rivale, den man letztendlich hat, man selber ist und es ist äußerst notwendig, sich das immer wieder vor Augen zu führen.
Ich persönlich finde es sehr schwer, mich nicht mit anderen zu vergleichen und mich nicht zu fragen, ob ich wohl auch das kann, was sie können…
Für mich ziehe ich das Fazit, dass zu meinen Gegnern meine eigene Person und mein unabdingbarer Wunsch, besser zu werden, zählen.
Umso schöner ist es zu wissen, dass ich auf die Unterstützung meiner Mitschüler bauen kann.
Auch wenn es im Rahmen der Ausbildung und im Leben notwendig ist, sich vieles eigenständig zu erarbeiten und zu lernen, seinen eigenen Weg zu gehen, so kämpft es sich alleine viel schwerer als im Team.
Auf der Bühne spielt man schließlich auch immer im Team und es finden in jeder Sekunde Interaktionen statt, denen man sich nicht entziehen kann.
Jeder von euch wird mir daher Recht geben, dass es mehr Spaß macht, dies mit Liebe und Unterstützung zu erleben als „einfach“ nur respektiert, aber nicht so wie man ist, akzeptiert zu werden.
Denn „Zusammen ist man weniger allein.“- Anna Gavalda
Küsschen
Julia